Ausbildung mit Hunden
Die Französische Armee setzt bei infanteristischen und anderen Spezialeinheiten den treuesten Freund des Menschen, den Hund auch zu Kampfeinsätzen ein. In Deutschland wurde der Hund im I. WK als „Kurier- und Sanisoldat“ eingesetzt. Ich denke jede Polizei eines Staates nutzt die Instinkte des Hundes als Such- und Spürhund, als Schutzhund oder zu anderen speziellen Zwecken (Aufspüren von Sprengstoffen, Rauschgiften usw.) Der Hund hört um ein 14 – faches und riecht bis zu 700-fach besser als der Mensch. Das ist unvorstellbar für mich. In der NVA war eigentlich die Ausbildung mit Hunden (bis auf gewisse Sicherungseinheiten und die Grenztruppen der DDR) unüblich.
Im Handbuch für Fallschirmjäger kann man unter dem Abschnitt 7.2.2. etwas über das Abschütteln von Hunden lesen. Ich konnte zweimal an Ausbildungen teilnehmen, wo wir mit Hunden zu tun hatten. Sehr interessant war der vorangehende theoretische Teil. Hier wurden wir grob über die Anatomie eines Hundes informiert, über seine starken und schwachen Seiten und wie man Hunde abschütteln kann. Im großen und ganzen das, was auch im Fallschirmjägerhandbuch steht.
Die Spur mit Präparaten bestreuen, damit der Hund kurzzeitig den Geruch verliert. Da bieten sich an, Chilipfeffer oder andere ätzende Chemikalien, die sich nicht so schnell verflüchtigen, Benzin oder Petroleum oder Tierkadaver hinter sich her ziehen. In einem Bach – mit der Windrichtung – laufen und mit einem großen Sprung aus dem Fluss / Bach oder an einem überhängenden Ast den Fluss / Bach verlassen und nach einigen Metern erst wieder auf den Boden kommen. Die erneute Spuraufnahme verlangt viel Zeit.
Laufen von großen Schleifen oder Achten und dann so handeln, als ob man einen Fluss /Bach verlässt. Alle Jäger müssen beim Verlassen des Wassers oder der Schleife in die gleiche Spur springen und keine Fußabdrücke hinterlassen.
Wie werden Hunde nun eingesetzt ?
Die übliche Form bei Jagdgruppen dürfte der Spürhund sein, der an der langen Leine geführt wird. Hier kann der Jäger die oben genannten Mittel zum Abschütteln anwenden. Der dann losgelassene Hund, kann eigentlich nur noch getötet werden. Dazu komme ich noch.
Hundemeuten werden dann eingesetzt, wenn dem Gegner bekannt ist, das sich die Fallschirmjäger in einem bestimmten Gebiet aufhalten, aber der genaue Standort nicht bekannt ist. Der Einsatz geschieht wie folgt :
Jede Meute hat eine Leittier dem alle anderen der Meute folgen. Die Meute wird am Rand des zu durchsuchenden Gebietes angesetzt. Auf der anderen Seite dieses Gebietes befindet sich ein Partner, der mittels Hundepfeife die Meute zu sich „pfeift“. Nun „rammelt“ die Meute in Richtung Hundepfeife. In der Zwischenzeit bewegt sich derjenige, der die Meute ansetzte vorwärts. Ist die Meute beim ersten „Pfeifer“ angekommen, informiert er den anderen „Pfeifer“ der sich ca. 100 m vor bewegt hat über Funk. Nun pfeift dieser auf der Hundepfeife und die Meute „rammelt“ wieder los. Nun marschiert der erste „Pfeifer“ wieder voran um zu pfeifen, wenn die Meute bei seinem Partner ist. So läuft die Meute im Zickzack durch das Gebiet und verbellt jeden oder greift sogar jeden an, dem sie auf ihrer Hetzjagd aufspüren. Das geschieht natürlich mit viel Radau und Gebelle.
Das ist das Zeichen für die Fallschirmjägergruppe. Wenn nicht sofort ein Jagdkommando zur Verfügung steht, welches sich während des Verbellens sofort annähert, haben die Jäger die Chance, sich auf Bäume oder ähnliches zu flüchten und durch den gezielten Schuss den Leithund und einige andere zu töten. Damit können sie der Meute den Mut zum Angriff nehmen und sich absetzen. Klar ist aber, dass dann der genaue Standort bekannt ist und ein Jagdkommando kann angesetzt werden. Stehen Bäume oder ähnliches nicht zur Verfügung, wird um eine Meute abzuwehren, wie folgt gehandelt (ob es klappt weiß ich allerdings nicht – ist also nur theoretisch). Die Jäger pflanzen ihr Seitengewehr (Bajonett) auf, es wird ein volles Magazin geladen und auf Einzelfeuer gestellt. Angriffshandgranaten bereit halten. Die EG stellt sich in Keilform auf. Zwischen den Schenkeln des Keiles stehen zwei Soldaten mit dem lMG oder einem lMG und einer Mpi. Der Abstand zwischen den Soldaten im Keil, sollten 1 bis 1,5 m betragen.
Da die Hunde in der Regel auf die Kehle oder den Arm gehen, wird die Waffe wie beim Nahkampf in Vorhalte gebracht. Die Hunde springen aus einer Entfernung von 2 – 4 Meter vorher ab. Die Hunde wiegen zwischen 45 – 60 kg. Also ist der Aufprall mit großer Wucht verbunden. Als erstes wird auf 30 – 50 m die Meute mit Handgranaten (RGD – 5 Angriffshandgranate) abgewehrt. Das wird die Meute aber nur wenig dezimieren. Der Jäger der angesprungen wird, sollte eine Meidbewegung machen, um der Wucht des Aufpralles zu entgehen und den Schwung des Sprunges nutzen und versuchen mit dem Seitengewehr (Bajonett) den Hund im Sprung mit dem Seitengewehr zu „erwischen“ und zwischen die Schenkel des „Menschenkeiles“ schleudern. Dort wird der Hund dann, wenn er noch lebt durch die beiden, zwischen den Schenkeln stehenden, Soldaten getötet. Springen die Hunde nicht an sondern nähern sich flach an, sind sie durch das gezielte Einzelfeuer der Soldaten in den Schenkeln des Keiles, auf kurze Entfernung, zu erschießen (jetzt höre ich schon den Aufschrei der Tierschützer).
Als Offiziersschüler erwischte uns mal bei der Fernaufklärungsausbildung eine Hundemeute im Warteplatz, mit im wahrsten Sinne des Wortes, herunter gelassenen Hosen. Zum Glück hatten die Hunde alle einen stählernen Beißkorb um. Aber uns allen ging trotzdem“ der Arsch auf Grundeis“. Wenn so ein Rottweiler über einem sitzt und beißen will, denkt man schon an sein „Mütterchen“.
Als Meutehunde werden in der Regel Rottweiler, Dobermannpinscher und Schäferhunde eingesetzt. Sie alle sind scharf gemacht und schussfest. Das heißt, sie scheuen nicht vor dem Knall zurück. Aber sie registrieren sehr wohl, wenn um sie herum die anderen Hunde sterben.
Der Keil muss recht flexibel sein, damit bei einem Durchbruch, die Lücke geschlossen werden kann bzw. der Keil beweglich ist.